Obwohl ich bisher nie wirklich viel mit Buddhismus zu tun hatte, habe ich großes Interesse an buddhistischer Philosophie und der Lebensweise buddhistischer Mönche. Deshalb besuchte ich während meines Aufenthalts in Chiang Mai den Wat Suan Dok, einen buddhistischen Tempel mit weiß gekalkten Mausoleen, einem gigantischen Predigt-Pavillon (Sala Kan Parian) und einer 48 Meter hohen Chedi, in der sich eine Reliquie des Buddha befinden soll.
Besonders ist an diesem Tempel, das hier ein ausgeprägtes Angebot für Menschen gibt, die sich für Meditation, Buddhismus und solche Themen interessieren. Beim sogenannten Monk Chat hat man zwei Stunden täglich die Möglichkeit, sich mit Mönchen über Beliebiges zu unterhalten. Außerdem bieten sie dort ein- und zweitägige Meditationskurse an. An dem zweitägigen Kurs nahm ich Teil.
Gegen Mittag trafen sich alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen am Tempelgelände, wo zunächst eine kleine Einführung in das Thema Meditation und Buddhismus stattfand.
Leider konnte ich während meines Aufenthalts bei den Mönchen kaum Fotos schießen, da Fotografieren hier strengstens untersagt war.
BUDDHISMUS
In der Einführung erklärte uns Phra KK (Mönch KK), so sein Spitzname, worum es sich bei Buddhismus grob handelt. Buddhismus ist tatsächlich keine Religion, sondern viel mehr eine Philosophie und Lebensweise, bei der es hauptsächlich darum geht, innneres Gleichgewicht zu finden und ein Leben in Frieden und Glücklichkeit zu leben und außerdem darum, Gutes zu tun und Liebe und Barmherzigkeit zu praktizieren. Laut Phra KK gehen Buddhisten davon aus, dass es ohne Leiden auch kein Glück gebe. Demnach müsse man sich des Leidens bewusst werden und sich davon loslösen, um Glück zu erlangen. Er bezeichnete den Buddhismus in dem Bezug als praktische Methode zur Befreiung des Selbst vom Leid.
MEDITATION
Phra KK beschrieb Meditation als Konzept der mentalen Weiterentwicklung. Es gebe zwei grundlegende Typen der Meditation: Samatha und Vipassana. Durch reine Konzentration soll Samatha die Psyche beruhigen und entspannen und dabei helfen, präsent bzw. in dem Moment zu sein. Vipassana trüge durch einblickende Meditation (wörtl. Insight Meditation) dazu bei, mehr Selbstverständnis zu erlangen.
Mit mehreren Pick Up Trucks fuhren die zwanzig bis dreißig Teilnehmer dann etwa eine Stunde zum etwas außerhalb von Chiang Mai gelegenen Meditationszentrum. Was sich dort abspielte war ehrlich gesagt nicht sonderlich spektakulär. Im Grunde wurde fast ausschließlich meditiert. Zwischendurch gab es natürlich Pausen, Mahlzeiten und nachts, wer hätte es gedacht, Schlaf. Man lebt praktisch wie ein Mönch, sehr minimalistisch. Etwas befremdlich (aber auch interessant) war, dass man während der gesamten Zeit dazu angehalten wurde, kein Wort zu sprechen! Es sollte der Mindfulness, also der Achtsamkeit dienen. So sollte man auch abgesehen vom Reden möglichst wenig Geräusche verursachen. Beim Essen hätte ich mir dazu meinen Heartbeat-Teller gewünscht, denn die einfachen Speiseteller waren doch recht laut, wenn man sich in einer solch ruhigen Geräuschkulisse befindet...
Das Meditieren an sich war schwieriger als ich erwartet hatte. Es passierte mir ständig, dass mir schon nach wenigen Minuten die Konzentration flöten ging. Den darin geübten Mönchen ging es da anders; ich hatte das Gefühl die könnten noch Stunden lang im Schneidersitz dort sitzen und vor sich hin meditieren. Beeindruckend.
Wir übten uns in sitzender Meditation, sowie in gehender (seeeehr langsam gehender) und liegender Meditation. Letzteres war mein Favorit, versteht sich.
Alles in allem waren die zwei Tage zwar teilweise ziemlich schräg, aber auch interessant und schön. Komisch war zum Beispiel, dass man nicht reden durfte bzw. sollte. Ich verstehe, dass das der Achtsamkeit und inneren Ruhe dienen sollte, aber auf der Hinfahrt hatte ich ein paar ziemlich nette Leute kennengelernt, mit denen ich mich dort echt gerne unterhalten hätte, um ehrlich zu sein. Stattdessen grinste man sich nur schweigend an und kicherte kurz, wenn der oder die andere aus Versehen Luft holte um etwas zu sagen und dann doch schwieg. Alle trugen weiße Klamotten und manchmal kam ich mir bei dieser befremdlichen Atmosphäre vor wie auf einem anderen Planeten.
In Sachen Meditation als praktische Übung und an philosophischen und kulturellen Eindrücken habe ich jedoch einiges von diesem Kurs mitnehmen können.